Indiskretion am Arbeitsplatz - ein Karrierekiller

Was gibt es Schöneres als den Flurfunk mit einer Neuigkeit zu bedienen, ganz besonders, wenn es sich um einen Faux-Pas, ein Missgeschick eines/r Kolleg:in oder gar der/s Vorgesetzten handelt oder über einen Skandal gelästert werden kann? Wo fängt Indiskretion an und was kann daraus erwachsen? Ist es einfach nur Unachtsamkeit, Smalltalk und Wichtigtuerei oder ist es gezielte Bösartigkeit und ein Delikt, woraus ein Rauswurf erwachsen kann?

 

Warum bedienen wir Klatsch und Trasch? 

Wie so viele unserer Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Redewendungen gehen diese auf unsere jahrtausendealte Menschheitsgeschichte zurück. Das Überleben der Menschen gelang nur in einer sozialen Gruppe. Als Alleingänger war man unweigerlich dem Tode ausgesetzt. In einen sozialen Verbund integriert und einer Gruppe zugehörig zu sein, ist deshalb ein urmenschliches Bedürfnis. Wer heute spannende und amüsante Geschichten erzählen kann, ist begehrt und steht automatisch im Mittelpunkt. Wer damals Geschichten erzählen konnte, unterhielt nicht nur die Gemeinschaft, sondern gab auch Erfahrung und Wissen weiter, die zur Entwicklung und zum Überleben notwendig waren. Klatsch und Tratsch meint im allgemeinen Geplänkel und Plaudern im Bereich der Unterhaltung.

 

Indiskretion hat eine andere Dimension. Sie geschieht nicht in harmloser Absicht, sondern ist ein Vertrauensbruch. Vertrauliche Informationen weiterzugeben fasziniert deshalb, weil wir uns des heimlichen Wissensvorsprungs erfreuen, uns darüber wichtig und vielleicht zum Magnet des Flurfunks machen. Es ist ein Überlegenheitsgefühl, das wir gern auskosten, in dem Wissen, dass wir anderen Schaden zufügen können. Tratsch ist harmlos, Indiskretion ist es nicht.

 

Der Flurfunk gehört in jedem Unternehmen dazu, dient häufig als Regulativ zum Druckabbau und ist kein Problem, so lange es sich um Anekdoten handelt, die keinem schaden. Gibt man jedoch inoffizielle, geheime und private Informationen weiter, dann wird dies schnell zum persönlichen Problem. Kaum etwas schadet Ihrer Karriere mehr, als wenn Sie als undichte Stelle identifiziert werden. Denn Sie zeigen einen unschönen Charakterzug und eine unehrenhafte Persönlichkeit. Sollte sich Ihr Getratsche als unwahr herausstellen, werden Sie als Wichtigtuer, vielleicht sogar als Lügner entlarvt. Es bleibt immer etwas Dreck, den Sie selbst geworfen haben, an Ihnen kleben. Sind Sie nicht vertrauenswürdig, diskreditiert Sie sich für höhere und vor allem strategische Positionen. Erweisen Sie sich jedoch als absolut diskret und zuverlässig, stärken Sie Ihr Image und empfehlen sich als Gesprächs- und Sparringspartner für Vorgesetzte und Entscheider:innen und damit für den nächsten Karriereschritt.  

 

 

Dos and Dont‘s?

Sie dürfen natürlich über vertrauliche Themen in einem Kreis von Eingeweihten sprechen. Allerdings ist darauf zu achten, wo das Gespräch stattfindet. Am geeignetsten dafür ist ein geschützter Raum, also einer ohne „Ohren“. Dazu eignen sich folglich weder Restaurants noch öffentliche Verkehrsmittel noch Wartezonen am Flughafen. Häufig konnte ich in der Warteschlange zum Check-in oder im Handybereich des Zuges interne, zum Teil strategische Gespräch mit anhören. Gerade vor Messen beispielsweise, wenn das Fachpublikum anreist, stehen Mitbewerber in unmittelbarer Nähe. Es lässt sich gar nicht vermeiden, den Austausch zu Kunden und Vorgesetzten mitzuhören. Gleiches gilt für die Zugfahrt. Auch hier habe ich schon ungewollt interessante Gespräche mitbekommen, in denen es sich um Debakel und Unzulänglichkeiten der eigenen Firma und um Kommentare zu Mitbewerbern handelte. Das muss nicht zu einer Katastrophe führen, gehört aber nicht in den öffentlichen Raum und wenn, dann nicht in Mithörlautstärke. Vertrauliche Informationen sollten auch immer im Vertrauen behandelt werden, auch wenn sie bereits durch einen indiskreten Kollegen an Sie herangetragen wurden. Das ist nicht der Freifahrtschein für Sie, diese weiterzureichen.

 

Im Falle, dass Sie vertrauliche Informationen aus gutem Grund weitergeben möchten, wägen Sie ab, bei wem diese gut aufgehoben sind und ob Sie mit der Weitergabe kein Risiko eingehen. Seien Sie sich der Verschwiegenheit Ihrer Bezugsperson sicher.

 

Wie steht es um Ihre Diskretion als Vorgesetzte:r gegenüber Ihren Mitarbeitenden? Verschwiegenheit gilt für alle, ganz gleich auf welcher Hierarchiestufe sich die Person befindet. Sie haben Vorbildfunktion, daher haben Sie mit gutem Beispiel voranzugehen. Sollten Sie Indiskretionen von Mitarbeitenden gewahr werden, bitten Sie die Person zu einem Vieraugengespräch zu sich, um auf den Vertrauensbruch und auf mögliche Konsequenzen hinzuweisen. Je nach Grad des Vertrauensbruchs kann es zu einer Abmahnung bis hin zu einer Kündigung kommen.   

 


Umgang mit Indiskretion und indiskreten Mitmenschen

Man wirft Ihnen vor, vertrauliche Informationen weitergegeben zu haben

-       Der Vorwurf stimmt, Sie sind die undichte Stelle 

Dann stehen Sie dazu. Zu leugnen macht die Sache nur schlimmer. Entschuldigen Sie sich und gestehen Sie Ihr Fehlverhalten ein. Wenn es sein muss, dann tun Sie dies auch öffentlich. Bleiben Sie sachlich, mit einer Erklärung, wie es dazu kommen konnte und wie Sie zukünftig diesen Fehler vermeiden werden. Machen Sie kein Märchen daraus, sondern bleiben Sie bei den Fakten und treten Sie möglichst souverän, aber nicht überheblich auf.

 

-       Der Vorwurf, Sie seien die undichte Stelle stimmt nicht

Dann reagieren Sie sofort und weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Erläutern Sie am besten, warum Sie keine Indiskretionen begehen und keine Gerüchte streuen. Das muss schnell, klar und unemotional geschehen. Bei einem Zögern entsteht der Verdacht, dass doch etwas dran sein könnte.  

 

Sie sind der/die Betroffene. Über Sie wurde getratscht, Sie wissen aber nicht wer es war.

Um der undichten Stelle auf die Spur zu kommen helfen einige Fragen:

  1.  Wer hat Interesse daran, Ihnen zu schaden?

  2. Wer profitiert davon, Ihnen zu schaden oder ein Gerücht in die Welt zu setzen?

  3. Was könnte mit diesem Gerücht bezweckt werden? Richtet es sich gegen Sie oder dient es der Profilierung eines:r Konkurrent:in?

     

Man hat Sie diskreditiert

a)    Es ist eine falsche Anschuldigung

Ihr:e Reval:in versucht Sie zu kompromittieren, um selber glänzen zu können. Das ist kein empfehlenswertes Eigenmarketing und führt selten zum Erfolg. Bleiben Sie souverän und locker. Dadurch erheben Sie sich über die schäbigen Machenschaften und zeigen sich als starke Persönlichkeit.

 

b)    Sie haben es mit einem Schwergewicht mit hoher Reputation zu tun.

Jetzt wird es gefährlich. Sie beide sind Führungspersönlichkeiten. In diesem Fall bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als unbedingt zu kontern. Sie können die Indiskretion oder das Gerücht nicht im Raum stehen lassen. Hier ist es empfehlenswert, zunächst mit der Person selbst unter vier Augen zu sprechen und je nach Schaden auch juristische Schritte anzukündigen, falls er/sie nicht ablässt, bzw. die Sache nicht geraderückt. Es muss glasklar sein, dass Sie die Situation nicht hinnehmen. Hilft dies nicht, sollten Sie in der Öffentlichkeit, z.B. bei einem Meeting, das Gerücht entkräften und sein/ihr Vorgehen als unprofessionell offenbaren. Es hilft dabei, gelassen zu bleiben und amüsiert zu tun. Immerhin verschafft Ihnen die Situation Aufmerksamkeit.  Empfehlenswert ist darüber hinaus, den Fall zu dokumentieren und Zeugen zu Ihrer Unterstützung zu sammeln, für den Fall, dass er/sie nicht aufgibt und weiter gegen Sie intrigiert.  

 

Es ist eine Frage der Position, der Relevanz der Indiskretion und der möglichen Konsequenz für den Geschädigten in welchem Umfang er tätig wird und was das für den Tratscher bedeutet. Es kann glimpflich ausgehen, es kann jedoch auch zu einer fristlosen Entlassung kommen und mit finanziellen Strafen einhergehen. In jedem Fall wird es sehr unangenehm für denjenigen, der indiskret wurde.

 

 
Fazit

Klatsch und Tratsch gehören zum Arbeitsalltag hinzu und sind meist nicht bedrohlich. Indiskretion hat eine andere Dimension und kann Sie Ihre Karriere kosten, sowohl als Verursacher als auch als Betroffener. Je höher Ihre Position angesiedelt ist, desto gefährlicher und justiziabler wird eine mögliche Indiskretion.

 

Ihrerseits sollten Sie sich möglichst wenig, bzw. nicht an der Gerüchteküche beteiligen. Auch wenn man Sie umwirbt und Sie das Gefühl haben, „best buddy“ zu sein, erliegen Sie nicht der Versuchung, doch einmal aus dem Nähkästchen zu plaudern. Der Reiz ist groß, dem eigenen Geltungsbedürfnis nachzugeben und von anderen umworben zu werden. Die Gefahr, dass Ihnen und dem Betroffenen Schaden daraus erwächst, allerdings auch.  Um auf der Karriereleiter voran zu kommen, gehört absolute Diskretion dazu.

 

Indiskretion in Unternehmen hat in den letzten Jahren Dank Social Media zugenommen – so die Unternehmensberatung Accenture. Der Grund dafür ist, dass die sozialen Medien dazu verleiten, schnell und unbedacht Vertrauliches auszuplaudern und den Unmut über das Unternehmen kundzutun. Um dem entgegenzuwirken hilft eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden, um somit Gerüchten vorzubeugen.

Britta Balogh